Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union am 31. Januar 2020 hat nicht nur die britische Politik und Wirtschaft nachhaltig geprägt, sondern wirkt sich bis heute in vielfältiger Weise auf Deutschland aus. Für den bedeutenden deutschen Exportsektor, insbesondere Unternehmen wie Volkswagen, Bayer und Siemens, hat der Brexit neue Herausforderungen und Unwägbarkeiten mit sich gebracht. Der Übergang weg vom uneingeschränkten Marktzugang zur EU hat nicht nur Handelsbarrieren erhöht, sondern auch tiefgreifende Veränderungen bei Einwanderungs- und Reiseregelungen nach sich gezogen. Selbst die Finanz- und Rechtssysteme mussten sich anpassen, was auch deutsche Banken und Versicherungen wie die Deutsche Bank und Allianz betrifft.
In diesem Kontext sind sowohl wirtschaftliche Effekte spürbar als auch politische Auswirkungen, die den deutsch-britischen Beziehungen eine neue Dynamik verliehen haben. Während Firmen wie Bosch, Adidas, BMW, Porsche und Lufthansa weiterhin intensiv im UK aktiv sind, stehen sie vor gestiegenem bürokratischem Aufwand und möglicherweise höheren Kosten. Dies beeinflusst nicht nur Lieferketten, sondern auch Investitionsentscheidungen und Zukunftsplanung.
Die folgende detaillierte Analyse widmet sich den verschiedenen Facetten der Brexit-Folgen für Deutschland und zeigt auf, welche langfristigen Veränderungen sich bis 2025 eingestellt haben.
Brexit und Handel: Wie deutsche Unternehmen mit neuen Hürden umgehen
Der Brexit hat zu einer grundlegenden Neuordnung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich geführt. Seit dem 1. Januar 2021 gelten strenge Zollkontrollen und umfangreiche Bürokratierichtlinien, die den bislang freien Austausch von Waren und Dienstleistungen stark einschränken.
Deutsche Großunternehmen wie Volkswagen und Bayer mussten ihre Lieferketten anpassen, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) spüren die Belastungen durch den Wegfall des EU-Binnenmarktzugangs besonders stark, da sie oft nicht über eigene Abteilungen für Zollabwicklung verfügen.
- Zollformalitäten: Einführung von Einfuhrdokumenten und Zollerklärungen verlängert Lieferzeiten.
- Grenzkontrollen: Umfangreiche Prüfprozesse bei Import und Export erschweren die schnelle Abwicklung.
- Transportkosten: Höhere Kosten durch längere Wartezeiten und zusätzliche Anforderungen.
Während in der Dienstleistungsbranche, zu der etwa Unternehmensberatung und Werbung zählen, Deutschland seine Position mit britischen Partnern noch relativ gut halten konnte, verzeichnet der Warenhandel einen Rückgang von etwa 15 % im Vergleich zur Zeit vor dem Brexit. Prognosen von Wirtschaftsforschern wie Thomas Sampson von der London School of Economics weisen darauf hin, dass das langfristige Wirtschaftswachstum um rund 4 % geschmälert wird. Diese Entwicklungen zeigen die tiefgreifende Bedeutung des EU-Marktes für deutsche Hersteller und Dienstleister.
Aspekt | Vor Brexit | Nach Brexit | Auswirkung auf Deutschland |
---|---|---|---|
Warenhandel | Freier Zugang | 15 % Volumenrückgang | Sinkende Exporte, Anpassung Lieferketten |
Dienstleistungen | Ungehinderter Austausch | Leichter Rückgang, stabile Partnerschaften | Stabilität in Beratung und Werbung |
Handelsabkommen | EU-Verträge | Einzelfreihandelsabkommen (z.B. mit Australien) | Unzureichender Ersatz für EU-Markt |
Unternehmen wie Siemens und Bosch investieren verstärkt in neue Logistiklösungen und regionale Produktionsstätten innerhalb der EU, um Risiken durch Zoll- und Lieferverzögerungen zu minimieren. Auch der deutsche Automobilsektor spürt diese Umstrukturierungen, da Marken wie BMW und Porsche verstärkt mit Zollformalitäten und Produktionsverlagerungen konfrontiert sind.

Veränderungen bei der Einwanderung: Auswirkungen auf deutsche Fachkräfte und Unternehmen
Der Brexit beendete die Freizügigkeit zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU, was vor allem die Personalplanung und den Fachkräfteaustausch betraf. Deutsche Unternehmen, die zuvor Mitarbeitende ohne großen bürokratischen Aufwand zwischen den Ländern entsenden konnten, sehen sich heute mit neuen Visa-Regularien und Einschränkungen konfrontiert.
Dies betrifft insbesondere Branchen, die traditionell viele Fachkräfte nach Großbritannien entsandt haben, darunter die Gesundheitswirtschaft, Banken und Großkonzerne wie Deutsche Bank und Allianz.
- Abnahme der EU-Zuwanderung: Deutlicher Rückgang der Nettozuwanderung aus Deutschland und anderen EU-Ländern.
- Erhöhte Visa-Anforderungen: Arbeitsvisa für deutsche Fachkräfte müssen nun umfangreicher beantragt und verwaltet werden.
- Ausbildungsprogramme: Die Rekrutierung internationaler Studierender für duale Ausbildungsplätze wird erschwert.
Interessanterweise stieg die Einwanderung aus Drittstaaten nach Großbritannien an, insbesondere im Gesundheitswesen sowie bei internationalen Studierenden. Deutschland hingegen bleibt als Herkunftsland für qualifizierte Fachkräfte in beide Richtungen ein bedeutender Partner, wenngleich die gegenseitige Mobilität gebremst wurde.
Kategorie | Vor Brexit | Nach Brexit | Konsequenzen für Deutschland |
---|---|---|---|
Fachkräfteaustausch | Freizügigkeit EU | Visa- und Arbeitsgenehmigungen nötig | Mehr Aufwand bei Mitarbeitermobilität |
Studierende | leichte Studienplatzwahl | Zuwanderungsbeschränkungen | Reduzierte Austauschprogramme |
Familiennachzug | unbeschränkt | starke Einschränkungen | Kein automatischer Familiennachzug |
Unternehmen wie die Deutsche Bank berichteten von zunehmenden Schwierigkeiten, Talente unkompliziert zu entsenden oder einzustellen. Gleichwohl ist der Fachkräftemangel in Großbritannien durch den Brexit nicht zurückgegangen, wodurch politische Maßnahmen zur Beschränkung des Arbeitskräftezuzugs sozial kontrovers diskutiert werden.
Reisebestimmungen nach dem Brexit: Neue Regeln und deren Folgen für Deutschland
Für deutsche Bürger und Unternehmen bedeutet der Brexit seit 2021, dass Reisen nach Großbritannien deutlich komplexer geworden sind. Früher erlaubte die EU-Freizügigkeit ein visumfreies und unkompliziertes Verreisen, heute gelten strengere Einreisebestimmungen.
Ab 2025 wird die EU zudem ein elektronisches System für Ein- und Ausreisen (EES) einführen, um die Grenzkontrollen weiter zu automatisieren. Großbritannien setzt parallel mit der Einführung des ETA-Systems (Electronic Travel Authorization) ähnliche Maßnahmen um.
- Visumsbeschränkungen: Deutsche Reisende dürfen sich aktuell maximal 90 Tage innerhalb von 180 Tagen visumfrei in Großbritannien aufhalten.
- Neue Kontrolleinstufen: Separate EU- und Nicht-EU-Schlangen an den britischen Grenzkontrollen erhöhen die Wartezeiten.
- Elektronische Reisegenehmigung: Ab April 2025 müssen EU-Bürger eine elektronische Reisegenehmigung (ETA) für Großbritannien beantragen.
Für Geschäftsreisende und Unternehmen wie Lufthansa, die den Geschäftsverkehr zwischen Deutschland und Großbritannien abwickeln, werden diese Verfahren zu einer zusätzlichen organisatorischen Herausforderung. Auch der Tourismussektor spürt die Auswirkungen, da spontane Reisen erschwert werden.
Reiseaspekt | Vor Brexit | Nach Brexit | Auswirkung auf deutsche Reisende |
---|---|---|---|
Visumsfreiheit | Unbeschränkt visumfrei | 90 Tage visumfrei | Eingeschränkte Aufenthaltsdauer |
Grenzkontrollen | EU-Schlange vereinheitlicht | Separate EU- und Drittstaatenschlangen | Längere Wartezeiten |
Elektronische Systeme | Keine ETA/EES | Neues EES in EU, ETA in UK | Vorabregistrierung nötig |

Juristische Anpassungen und ihre Bedeutung für Deutschland
Der Brexit gestattete dem Vereinigten Königreich, seine Gesetzgebung unabhängig von der EU zu gestalten. Viele EU-Vorschriften wurden zwar zunächst übernommen, doch haben seither Änderungen den Rechtsrahmen verschoben. Für deutsche Firmen, die etwa im Bereich Gentechnik, Produkthandhabung oder Schulbesteuerung tätig sind, bringt dies Unklarheiten und Unsicherheiten mit sich.
- Gesetzesänderungen: Veränderungen im Export von Lebendtieren und in der Gentechnikregelung.
- Steuerliche Neuerungen: Einführung einer Mehrwertsteuer auf Privatschulen und Abschaffung der Tamponsteuer.
- Regulatorische Divergenz: Deutsche Unternehmen müssen sich zunehmend auf unterschiedliche Regelwerke einstellen.
Für multinationale Unternehmen wie Bayer, Siemens und Bosch bedeutet dies eine Doppelbelastung durch die Anpassung an zwei verschiedene Rechtsräume. Auch die Deutsche Bank und Allianz sehen sich mit unterschiedlichen Finanz- und Steuerregulierungen konfrontiert, was den grenzüberschreitenden Geschäftsbetrieb erschwert. Die Rechtssicherheit, die früher durch EU-Vorschriften gegeben war, wird somit durch neue Unsicherheiten ersetzt.
Bereich | Vor Brexit | Nach Brexit | Auswirkung für deutsche Firmen |
---|---|---|---|
Produktexport | Einheitliche EU-Standards | Britische Sonderregelungen | Erhöhte Kosten für Compliance |
Steuerrecht | EU-weite Harmonisierung | Britische Sondersteuern | Komplexere Steuerplanung |
Finanzregulierung | EU-Finanzrecht | Eigenes UK-Finanzregime | Neue Compliance-Anforderungen |
Finanzielle Realität und Forschungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Großbritannien
Der Brexit bringt nicht nur Einsparungen für das Vereinigte Königreich, sondern auch realistische Belastungen mit sich – insbesondere für die gemeinsame Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit mit deutschen Institutionen.
Seit dem Austritt zahlt das UK keinen Beitrag mehr zum EU-Haushalt, spart dadurch jährlich etwa 9 Milliarden Pfund. Gleichzeitig erfüllt es weiterhin finanzielle Verpflichtungen aus dem Austrittsabkommen. Interessanterweise ist Großbritannien 2023 wieder dem EU-Forschungsprogramm „Horizon“ beigetreten, was jährliche Zahlungen von rund 2 Milliarden Pfund bedeutet.
- Haushaltsersparnis UK: 9 Milliarden Pfund pro Jahr durch Austritt aus EU-Finanzierung.
- Forschungskooperation: Re-Teilnahme am Horizon-Programm sichert deutschen und britischen Unternehmen Zugang zu Fördermitteln.
- Subventionen: Staatliche Unterstützung in Landwirtschaft und Strukturentwicklung wurde ersetzt, aber mit deutlich mehr nationaler Kontrolle.
Für globale Player wie Volkswagen, Bayer und Siemens eröffnet diese Forschungskooperation weiterhin Perspektiven, stellt aber auch Anforderungen an die bilaterale Abstimmung von Förderprogrammen und Regularien. Die Finanzbranche mit Deutsche Bank und Allianz profitiert von einem klaren Rechtsrahmen in beiden Märkten, der jedoch verstärkt angepasst werden muss.
Finanzaspekt | Vor Brexit | Nach Brexit | Folgen für Deutschland |
---|---|---|---|
EU-Haushalt Beitrag | UK zahlt Beitrag | UK spart ~9 Mrd. Pfund | Kein UK-Beitrag, Mittelverteilung ändert sich |
Forschungsprogramme | Volle Teilnahme UK | Wiedereintritt Horizon 2023 | Kooperation weiter möglich |
Strukturförderung | EU-weite Förderprogramme | Ersetzung durch Nationalprogramme | Neue Fördermechanismen nötig |
FAQ zu den Auswirkungen des Brexit auf Deutschland
- Welche Branchen in Deutschland sind am stärksten vom Brexit betroffen?
Vor allem Automobilindustrie, Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen und Logistik sind durch neue Handels- und Einwanderungsregeln herausgefordert. - Wie beeinflusst der Brexit die deutsche Wirtschaft langfristig?
Es wird mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums von rund 4 % gerechnet, vor allem durch reduzierte Handelsvolumina und Investitionszurückhaltung. - Gibt es positive Effekte durch den Brexit für deutsche Firmen?
Direkte positive Effekte sind selten, jedoch fördert die Unsicherheit auch innovative Anpassungen und Investitionen in alternative Märkte und Logistiklösungen. - Wie wirkt sich der Brexit auf den Fachkräfteaustausch zwischen Deutschland und UK aus?
Der Austausch ist durch neue Visapflichten erschwert, die Mobilität und kurzfristige Entsendungen sind eingeschränkt. - Wie ist der Status der Forschungszusammenarbeit?
Großbritannien ist seit 2023 wieder Mitglied im EU-Forschungsprogramm Horizon, wodurch Projekte zwischen deutschen und britischen Institutionen fortgesetzt werden.